Wandelbares Schloss

Nur noch alte Flurnamen und Straßen, wie Schloß­hof und Hofgarten, erzählen die Geschichte des Treffelsteiner Schlosses.

Erbaut wurde das Schloss mit Brauhaus und weite­ren Wirtschaftsgebäuden um 1710 / 1711 unterhalb der alten Burganlage durch Johann ­Antoni von ­Sazenhofen. ­Nach seinem Tod, 1721, übernahm ­seine Witwe Eleonore von Sazen­hofen ­das Gut. Sie erweiterte die ­Schloss­anlage mit ­einer öffentlichen Kirche (Aufmaß 1724, Bau 1727 – 1729), Schloss­kapelle genannt.

Entmutigt durch wirtschaftliche Misserfolge verkaufte die Witwe von Sazenhofen 1734 das Land­sassengut an den Baron Albrecht von Gugemoß. 1759 musste auch er aufgrund wirtschaftlichen Drucks das Treffelsteiner Anwesen verkaufen – an Johann ­Nepomuk von Reisach, zugleich Herr von Altenschneeberg und Tiefenbach. ­Treffelstein blieb bis 1812 im Besitz der Adels­familie. ­Gemäß dem ­Willen des Anton von Reisach, wurde 1813 ­Maria Anna, ­geborene Gräfin von Taufkirchen, mit ­ihrem Ehegatten Baron Wilhelm von Weinbach auf dem Herrschaftsgut eingesetzt.

1832 nahte das Ende des Landsassengutes. Der ­letzte Schlossherr, Wilhelm von Weinbach, war im Napoleonischen Krieg gefallen. Seine Frau, „Majors­witwe“ Maria Anna von Weinbach, war den ­Anforderungen der Bewirtschaftung des ­Gutes nicht gewachsen. Die Schloss­anlage musste ­versteigert werden und ging an die ­Großhändler Gustav ­Wilhelm Henle von Regensburg und ­Simon Arnstain von ­Sulzbach.

Zwei Jahre später, 1834, verkauften diese so­genannte „Ausbrüchen vom Schlossgut“: Feld- und Wiesen­gründe wurden von Treffelsteiner ­Bewohnern erworben. Das Brauhaus ­ersteigerte der Wirt ­Josef Eisenried von ­Treffelstein. Das ­Schloss­gebäude ­erwarb Schullehrer Justin Götz, der eine ­Hälfte des ­Gebäudes an ­Michael Ring ­weiter­verkaufte und ­einen Teil seiner Wohnung an die Gemeinde für ­Schulzwecke ­vermietete.

1850 erwarb die Gemeinde Treffelstein eine ­Hälfte des Schlossgebäudes, die Kellerräume, drei Gärten und die Nutzung des vorhandenen Brunnens. Der ­erworbene Schloss­teil wurde 1866 renoviert und umgebaut, damit dieser neben Schulzwecken auch als Wohnung für den Schul­expositus dienen ­konnte. 1874, nach Erwerb der zweiten Schloss­hälfte, ­wurden die Wohnung des Schulexpositus und der ­restliche Schulkomplex baulich voneinander getrennt. 1877 schenkte die Gemeinde das Schloss an die Kirchen­stiftung.

Das Schlossgebäude wurde 1934 im Zuge des Kirchen­neubaus umgebaut und saniert. Nur 25 Jahre später, 1959, fiel das Schloss, nach über 100-­jähriger ­Nutzung als Schule und Pfarrhof, der Spitz­hacke zum Opfer. An dessen Stelle entstand ein neues ­Pfarr­zentrum mit Pfarrhof, -saal und Jugendheim.

 

Eine Postkarte von 1910 zeigt die Aussicht vom Drachenturm Richtung Norden.

Neben der 1729 erbauten Kirche ist das Schloss, damaliger Pfarrhof und Schule zu sehen. Unterhalb des Schlossgebäudes ist das Dach der Brauerei zu erkennen, auch die weiteren Wirtschaftsgebäude stehen noch. Der Stadel wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.