Die Unterwelt Treffelsteins
Lange vergessen, machte Ende Juni 1975 die Unterwelt Treffelsteins auf sich aufmerksam. Im Pfarrgarten, unweit vom Gartenzaun, klaffte über Nacht ein großes Loch, das tief hinabführte zu Geröll und Erdreich.
Was über Jahrzehnte hinweg aus den Köpfen der Treffelsteiner verschwunden war: Unterirdische Stollen, alte Fluchtwege, laufen in mehreren Metern Tiefe unterhalb Teilen der Drachenturmgemeinde.
Ursprünglich von den Lehensherren geschaffen, um sich notfalls aus Burg und Schloss retten zu können, dienten diese im Laufe der Zeit auch an-
deren Zwecken: Bekannt ist, dass der Stollenabschnitt beim ehemaligen Schloss von dem nebenan gelegenen Bräu als Bierfasslager genutzt wurde. Zeichnungen an den Wänden dieses Stollens zeigen zudem auf, dass die unterirdischen Gänge Zufluchtsort für Soldaten geschlagener Heere während des Zweiten Weltkriegs waren. Heute kann allerdings niemand mehr sagen, was sich einst dort unten alles zugetragen hat.
Die gut ausgebauten, etwa 2,30 Meter hohen und über zwei Meter breiten Stollen beim ehemaligen Schloss liegen in etwa 14 Metern Tiefe. Die Wölbung der Stollendecke wurde vor hunderten Jahren fein säuberlich aus rauen Steinen in Kleinstarbeit errichtet. Einige Seitengänge, 1975 bereits teilweise eingestürzt, führten von dem Hauptstollen ab.
Der Zugang war ursprünglich über den Keller des Schlosses und des Brauhauses möglich. Ein weiterer Zu- bzw. Ausgangsschacht war nahe der heutigen Gemeindekanzlei gelegen. Alle Zugänge wurden im Laufe der Zeit zugemauert oder mit massiven Steinplatten verschlossen – auch das Einbruchsloch 1975.
Weitere unterirdische Gänge im Bereich der alten Dorflinde und des Drachenturms sind aus Erzählungen bekannt, jedoch nicht weiter dokumentiert oder gar erforscht.
Auch Alfons Haseneder schrieb über seine Kindheit im Schloss (als Bewohner der Lehrerwohnung) und die unterirdischen Gänge, die von dort aus begehbar waren.