Wasserversorgung – einst und Heute
Täglich mehrmals drehen wir ohne weitere Beachtung den Wasserhahn auf... Wasser fließt, wenn wir es benötigen – einfach so. Kaum vorzustellen, dass es Anfang des 20. Jahrhunderts in Treffelstein noch harte Arbeit war, Wasser von öffentlichen Dorfbrunnen zu holen.
Wie kostbar das kühle Nass war, belegen Katasterauszüge mit genauestem Vermerk, welche Hausnummern Anteil an den sieben öffentlichen Brunnen Treffelsteins hatten und so ihren Wasserbedarf für Haushalt und Vieh an diesen Wasserstellen decken konnten. Dabei wurde streng darauf geachtet, dass kein Unbefugter, der nicht zur Brunnengemeinschaft gehörte, das kostbare Wasser stahl. Kritisch wurde es in Trockenperioden: Während das untere Dorf nie unter Wassermangel zu leiden hatte, wurde es im oberen Dorf schon schwieriger. Vor allem der Johannes- und Kirchenbrunnen trockneten dann regelmäßig aus. Wollten die Wassernotleidenden nicht zu Dieben werden, mussten sie mit Scheffeln, Zubern und Eimern zu der weiter entfernten Jordanquelle im Nord-Osten der Ortschaft ziehen.
Eine moderne Wasserleitung wurde daher 1903 geplant und 1904 mit dem Erwerb des Eigentumsrechts auf hinreichende Wasserquellen im jetzigen Staatswald-Distrikt „Eglsee-Holz“ / Forstkarte „Brennter-Berg“ begonnen. Die Arbeiten an den Wasserversorgungsleitungen und einer Wasserreserve am Drachenturm begannen alsbald. Bereits an Heiligabend 1904 lief zum ersten Mal Quellwasser durch die 3,8 km langen Leitungsrohre zur ersten Zapfstelle nach Treffelstein. 1905 wurde die Wasserleitungsanlage mit Reserve vollendet.
Erweiterungen des Wasserleitungssystems in den Jahren von 1912 bis 1928 sowie wachsende Einwohnerzahlen nach dem Zweiten Weltkrieg hatten einen gesteigerten Wasserbedarf zur Folge, der mit den alten Wasserleitungen nicht mehr gedeckt werden konnte. In heißen und trockenen Sommermonaten mussten häufig Sperrzeiten eingeführt werden, damit die Reserve wieder volllaufen konnte. Daher wurden 1948 neue Stahlrohre mit größerem Durchmesser verbaut, um so die Durchflussrate von den Quellen zur Wasserreserve hin zu erhöhen.
Die Gemeindezusammenlegungen und das Versiegen bestehender Hausbrunnen in den Sommermonaten machten in den Jahren 1972 – 1978 Erweiterungen des Wasserleitungssystems nötig. 1988 standen Erneuerungen des bestehenden Leitungssystems an, vor allem im Ortsbereich hatte der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen.
Doch die Wasserreserve war mit ihren 80 m³ Fassungsvermögen an ihre Grenzen geraten. Zu Stoßzeiten ließ der Druck gerade in höher gelegenen Ortsteilen erheblich nach oder ließ dort in trockenen Sommern das Wasser gar ganz versiegen.
Daher wurde in den Jahren 1998 – 2000 ein Hochbehälter im Eglsee-Holz bei Kritzenthal mit 500 m³ Speichervolumen erbaut. 2,8 km Leitungsrohre verbinden diesen mit dem Ortsnetz Treffelstein, 3,8 km mit dem Ortsnetz Biberbach.
Die Wasserreserve am Treffelsteiner Drachenturm verlor so ihren Nutzen. Doch 2021 erhielt sie nach Umbaumaßnahmen einen neuen Zweck: das Infozentrum am Drachenturm.