Dr. Mathias Lechner

Dr. Mathias Lechner wurde am 19.12.1889 in Treffelstein geboren. In Regensburg besuchte er das Alte Gymnasium und legte 1909 das Abitur ab. Nach einem Medizinstudium von 10 Semestern an der Universität München, erhielt er am 30.08.1914 seine Approbation.

Wahrend des Ersten Weltkriegs war er Truppenarzt an der Front und in verschiedenen Lazaretten. Für seine Verdienste wurde er mit dem Eisernen Kreuz erster und zweiter Klasse ausgezeichnet, außerdem erhielt er den Bayerischen Militärverdienstorden mit Krone und Schwertern.

Im Jahre 1917 reichte er an der Universität München seine „Doktorarbeit“ ein. Sie hatte den Titel „Über Gleitbrüche des Coecum und des Wurmfortsatzes“. Von 1920 bis 1951 war Dr. Mathias Lechner praktischer Arzt in Rötz. Weil es dort kein Krankenhaus gab, errichtete er in einem Anwesen an der Neunburger Straße eine private Krankenanstalt für chirurgische Fälle und kaufte sich ein Röntgengerät. Seine Krankenbesuche in den umliegenden Dörfern machte er hoch zu Roß.

Am 23.03.1951 verlegte Dr. Mathias Lechner seine ärztliche Praxis nach Waldmünchen und übernahm die Leitung des städtischen Krankenhauses. Er kaufte die Villa des Sägewerkbesitzers Bacherl und machte sie zu seinem Wohnsitz. Weil er als tüchtiger Arzt einen guten Ruf hatte, suchten ihn Kranke und Gebrechliche sogar aus der weiteren Umgebung auf. Im Frühjar 1951 machte sich auch ein altes, fußkrankes Weiblein aus Loitendorf auf den Weg nach Waldmünchen. Als sie auf der Aster Straße dahinhumpelte, überholte sie ein Autofahrer – es war Dr. Mathias Lechner. Er hielt wenige Meter vor ihr an und rief ihr zu: „Steigens ein!“ Verwundert über so viel Entgegenkommen, kletterte die alte Frau in den Pkw. Auf der Weiterfahrt fragte sie der hilfsbereite Mann hinter dem Steuer: „Wo woll'ns denn hin?“ „Zum neua Dokter“, erwiderte die alte Bäuerin, „der wird überall g'lobt“. Amüsiert und neugierig fragte der Autofahrer weiter: „Was sagt man denn so über ihn?“ „A grober Lakl soll a sei“, meinte die alte Frau treuherzig, „aber könna soll er a wos!“ Dr. Mathias Lechner hat diese Charakterisierung humorvoll und nachsichtig aufgenommen.

Auf seine Veranlassung wurde der Betrieb des städtischen Krankenhauses nach modernen Gesichtspunkten verbessert. Am 27.01.1934 löste man den Ökonomiebetrieb auf, der bis dahin die Krankenhausküche täglich mit 20 Liter Milch versorgt hatte. Am 22.10.1936 erhielt das Krankenhaus eine neue Zentralheizung. Die alten Holzöfen wurden aus den Krankenzimmern entfernt und verkauft.

Dr. Mathias Lechner widmete sich neben seiner ärztlichen Tätigkeit auch kommunalen und karitativen Aufgaben. Er war mehrere Jahre Angehöriger des Stadtrats und des Kreistags, zeitweise auch stellvertretender Landrat. Weil er die Erstversorgung der Unfallverletzten als eine dringliche Aufgabe ansah, sorgte er für eine gute Ausbildung der Sanitätskolonne Waldmünchen. Als geselliger Mensch gehörte er dem Liederkranz und dem Schützenverein an. Für seine berufliche und kommunale Tätigkeit erhielt er 1965 des Bundesverdienstkreuz am Band.

Am 16.11.1970 ist Dr. Mathias Lechner an einer Lungenembolie verstorben. Der „Hias“, wie ihn die Bevölkerung nannte, war eine ungewöhnliche Erscheinung. Er verkörperte den intellektuellen Waldler und den Kavalier der alten Schule in einer Person. Seine Gattin, Maria Lechner, geborene Beer (*16.07.1898, +17.07.1984) hat ihn noch um einige Jahre übelebt.

Sein Sohn, Prof. Dr. Fritz Lechner, ist Chefarzt und Chirurg am Kreiskrankenhaus Garmisch-Patenkirchen. Er befasste sich besonders mit der Knochenbruchbehandlung, dem prothetischen Ersatz von Gelenken und der Magnetfeldbehandlung bei verzögerter Knochenbruchheilung, den Nekrosen des Hüftkopfes oder der Lockerung von Endoprothesen des Hüftgelenks.

Quelle: Waldmünchner Amts- und Krankenhausärzte (Ferdinand Stadlbauer / Josef Schiedermeier), in: Waldmünchner Heimatbote Heft 13 (1986)